„Starke Süchtige“, „do it yourself“ und „Ex&Hopp“

Netzwerk Drogenselbsthilfe Vorarlberg

gegründet

gemeinsam für eine Verbesserung der Behandlungs- und Betreuungs-qualität“ – unter diesem Motto stand die von den Selbsthilfevereinen „Starke Süchtige“, „do it yourself“ und „Ex&Hopp“ organisierte 1. Vorarlberger Drogenselbsthilfe Tagung in Hohenems.

Engagierte DrogengebraucherInnen und VertreterInnen von Selbsthilfevereinen haben von ihren Problemen und Erschwernissen im Alltag und mit Behörden, Behandlungs- und Hilfseinrichtungen, sowie von teilweise offener Diskriminierung und Stigmatisierung berichtet.

„Wichtig war uns als Veranstalter aber auch, dass neben der berechtigten Kritik, unbedingt auch positive Beispiele genannt und damit fachliche und menschliche Vorbilder gelobt werden“, betont Monika Rossi, Vorstandsmitglied im Verein do it yourself.“ 

Über ein vorbildliches Beispiel wie Substitutionsbehandlung auch durchgeführt werden kann, referierte der Chefarzt des Züricher Zentrums für Suchtmedizin ARUD, Dr. Thilo Beck. „Die Substitutionspatienten sind Experten für ihre Erkrankung. Sie müssen in jeder Behandlungsphase ernst genommen, mit Respekt behandelt und in den Behandlungsverlauf auf Augenhöhe miteinbezogen werden,“ erklärt Dr. Beck seine Philosophie.

„Auf unserer Tagung reichte die Palette der Kritik von – „sich nicht ernst genommen fühlen“ – durch den behandelnden Arzt, die Betreuungsstelle, die Gesundheitsbehörde oder die Apotheke, bis hin zur Kritik über das Verhalten der Gesundheitsbehörden im Rahmen der Substitutionsbehandlung. Diskriminierende Strukturen oder Verhaltensweisen von Einzelnen im Gesundheitswesen – beispielsweise im Umgang mit drogengebrauchenden schwangeren Frauen – wurden ebenso angesprochen, wie die hohe Armutsgefährdung und soziale Ausgrenzung von drogengebrauchenden Menschen“ berichtet Sandra Klotz, vom Verein Starke Süchtige.

Neben vielen drogengebrauchenden Menschen haben an dieser in Österreich einzigartigen Veranstaltung nicht nur MitarbeiterInnen von verschiedenen Ämtern, sozial- und Gesundheitseinrichtungen, sondern auch der für die Gesundheitspolitik zuständige Landesrat Dr. Christian Bernhard, Landessanitätsdirektor Dr. Wolfgang Grabher, der Dogenkoordinator des Landes, DSA Thomas Neubacher, der Präsident der Vlbg. Apothekerkammer, Mag. pharm. Jürgen Rehak und der Substitutionsreferent der Ärztekammer, Dr. Franz Riedl mit großem Interesse teilgenommen. 

Ex&Hopp Obmann Bernhard Amann referierte über die Änderungen des Suchtmittelgesetzes ab 2016. „Diese Gesetzesänderung ist ein Schuss ins Knie. Jeder Kleinkonsument wird zum Amtsarzt geschickt, wobei die Amtsärzte schon jetzt völlig überfordert sind. Da der Großteil der Cannabiskonsumenten keinerlei problematische Suchtmuster aufweist, werden so zahlreiche gesunde Menschen quasi psychiatriert, als krank erklärt und stigmatisiert – eine völlig überzogene Maßnahme“ kritisiert Bernhard Amann.

„Uns geht es darum, die Behandlungs- und Betreuungsqualität in der Suchthilfe gemeinsam zu verbessern. Die Selbstbestimmung und Selbstermächtigung von DrogengebraucherInnen sollen von den Behandlungs- und Hilfesystemen stärker gefördert werden. Dafür ist es enorm wichtig, dass betroffene Drogenge-braucherInnen ihre Erfahrungen einbringen, Mängel und Missstände aufzeigen, aber auch positive Beispiele darstellen können. Dieses Ziel haben wir bei der Tagung gut umgesetzt“ berichtet Sonja Gobber Vorstandsmitglied im Verein do it yourself. 

„Bei Fällen von Diskriminierung und Stigmatisierung, haben uns Landesrat Dr. Bernhard und die Vertreter der Apotheker- und Ärztekammer ihre Hilfe und Unterstützung zugesagt, um diese möglichst rasch abzustellen,“ freut sich Karl-Heinz Klotz, Obmann des Vereines Starke Süchtige 

„Um auf die vielfältigen Probleme aufmerksam zu machen, aber auch um Empfehlungen, Vorschläge und Forderungen zur Weiterentwicklung der Suchthilfe und Drogenpolitik einzubringen, haben wir nun deshalb das „Netzwerk Drogenselbsthilfe Vorarlberg“ gegründet. Darin sind engagierte DrogengebraucherInnen und Vertreter von Selbsthilfevereinen aus ganz Vorarlberg vernetzt“ berichtet Monika Rossi von einem weiteren Ergebnis der Tagung.

Das Netzwerk Drogenselbsthilfe Vorarlberg setzt sich unter anderem für folgende Verbesserungsmöglichkeiten ein:

  • Mehr Angebote zur Tagesstruktur für suchtkranke Menschen
  • professionell geführte Drogenkonsumräume in Vorarlberg
  • Heroinabgabeprojekte in Vorarlberg
  • Substanztestung zur Gesundheitsprävention in der Partyszene
  • Vermeidung von Unterdosierungen inder Substitutionsbehandlung

und Abkehr vom unbedingten Ziel der Nadelfreiheit

  • Freigabe von Cannabisbesitz und Anbau für den Eigenbedarf (mit Qualitätskontrollen)
  • Abbau von Diskriminierung und Stigmatisierung gegenüber DrogengebraucherInnen
  • Realitätsnahe und integrative Drogenpolitik statt Repression

Für das Netzwerk Drogenselbsthilfe Vorarlberg

Für Rückfragen:

Bernhard Amann

Ex & Hopp

Quellengasse 2a

6850 Dornbirn

0664/3402010

bernhard.amann@aon.at 

Karl-Heinz Klotz

Verein Starke Süchtige

Quellengasse 2a

6850 Dornbirn

05522/31008

schriftfuehrerin@starkesuechtige.at 

Elmar Sturm

Verein do it yourself

Kasernplatz 5-7/3b

6700 Bludenz

0650/5819461

anlaufstelle@doit.at